Homöopathie in der Alte Löwen-Apotheke
Ob Pilzextrakt oder Schlangengift - Homoöpathen verdünnen ihre Arzneien,
oft bis kein einziges Atom des Ausgangsstoffes mehr im Fläschchen schwimmt. Das schreckt
die Skeptiker und dennoch schwören Kranke, dass Allergie, Kopfschmerz und manch anderes
Leiden ohne jede Nebenwirkung schwindet. Ein historischer Abriss als Weg zur Erklärung
und ein Modell, das die Physik gibt, um der "Heilung mit dem Nichts" näher
zu kommen.
Der Ähnlichkeitsgedanke in der Medizin hat schon Ärzte wie Hippokrates und
Paracelsus beschäftigt. Man ging davon aus, dass das, was den Menschen krank mache, ihn
auch wieder - in anderer Dosierung - zur Gesundung bringen könne.
Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie
Der von 1755 bis 1834 lebende Begründer der Homöopathie (griechisch homoios=ähnlich,
pathos=Leiden) Dr. Samuel Hahnemann griff diese Gedanken auf und erprobte sie im Selbstexperiment,
eine zu seiner Zeit durchaus gängige Praxis.
Samuel Hahnemann
Enttäuscht von der Lehrmedizin des 18. Jahrhunderts verließ er Leipzig mit seiner führenden medizinischen
Fakultät im Jahre 1777 in Richtung Wien, um 9 Monate beim Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia,
dem Freiherrn Dr. Joseph von Quarin im Spital der Barmherzigen Brüder das zu finden, was
er in Deutschland vermisste: wissenschaftliche Medizin am Krankenbett und brüderliche Barmherzigkeit
als oberstes Gebot ärztlichen Handelns.
Lehr- und Wanderjahre führten Samuel Hahnemann durch Siebenbürgen und verschiedene Regionen
Deutschlands nach Dessau. Dort heiratete er 1782 die Tochter des Apothekers der Mohrenapotheke.
Im hauseigenen Laboratorium konnte er seine Kenntnisse in Chemie vertiefen und erweitern.
Chinarinde
(Cortex chinae)
Basierend auf seinen Selbstversuchen mit der Chinarinde, die er in regelmäßigen Abständen
über eine Zeit einnahm, erlebte er an sich Symptome der Malaria mit Temperaturanstiegen
und Schüttelfrost. In der Folge verringerte er die verwendete Menge an Chinarinde und konnte
bei immer geringer werdender Dosierung ein Verschwinden der durch starke Dosen ausgelösten
Symptome beobachten.
Dadurch ermutigt, entwickelte er die entsprechenden Gegenmittel für verschiedene Erkrankungen,
in dem er sie sehr stark verdünnte.
Similia similibus curentur
1796 tauchte der Kernsatz der Homoöpathie erstmals in einer medizinischen Publikation auf:
"Similia similibus curentur" (Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt) - die so genannte
Ähnlichkeitsregel.
Eine homöopathische Taschen-Apotheke aus dem 19. Jahrhundert
1796 gilt daher als das Geburtsjahr der Homöopathie. 1810 erschien das Werk "Organon der rationellen Heilkunde" mit den Überlegungen,
Erfahrungen und den daraus entstandenen Thesen von Samuel Hahnemann.
Die letzten Jahre seines
Lebens verbrachte Hahnemann in Paris, wo er im hohen Alter von 88 Jahren verstarb.
Seine Schüler verbreiteten die Lehren Hahnemanns in ganz Europa, wo sie heute — mehr
als je zuvor — ein ungeahntes Ausmaß an Verbreitung und Popularität genießen.
Potenzen
Um ein homöopathisches Medikament herzustellen, nimmt man einen Teil der Ursubstanz -
das sind oft Pflanzenauszüge, aber auch Mineralien oder Tierprodukte - vermischt sie
mit neun Teilen einer Alkohol-Wasser-Mischung und verschüttelt sie kräftig.
Oft wird verdünnt...
Eine solche Verdünnung bezeichnet man mit D1.
D (lateinisch dezem = zehn) steht für den Verdünnungsgrad,
die Ziffer für die Anzahl der Verdünnungsschritte, beides zusammen ergibt die homöopathische
Potenzierung.
Dieser Vorgang wird nun mehrfach wiederholt, ein Teil einer D1-Potenz und
neun Teile der Alkohol-Wasser-Mischung ergeben die Potenz D2, in der ein Hundertstel
des Ausgangsstoffes enthalten ist. In der Potenz D3 ist es nur noch ein Tausendstel, usw.
... bis kein einziges Atom des Ausgangsstoffes mehr im Fläschchen schwimmt.
Durch die Verschüttelung, die stets nach einem bestimmten Schema durchgeführt werden
muss, erhalten die Verbindungen nachweislich andere physikalisch / chemische Eigenschaften
als eine übliche Verdünnung.
Erklärung der Physik
Dieses Phänomen erklärt die Theoretische Physik auf molekularer Ebene: "Informationen"
werden auf das Lösungsmittel übertragen, sie erklären auch die arzneiliche Wirkung. Zwischen
den Molekülen eines biologischen Systems herrschen Wechselwirkungen. Ein kleiner Reiz,
wie ihn die Homöopathie darstellt, zeigt eine größere und für ein biologisches System
stärkere stabilisierende Wirkung als ein großer.
Man spricht daher auch von einer Reiz- und Regulationstherapie. Homöopathika unterdrücken
nicht die Symptome, sondern fördern die Heilung durch Anregung der Selbstheilungskräfte.
Arzneiformen
Am häufigsten werden Globuli (Zuckerkügelchen), die mit
der Arznei benetzt wurden und
Dilutionen (alkoholische Lösungen) angewandt.
Tabletten und Verreibungen
(Trituration), aber auch Salben, Zäpfchen und Ampullen komplettieren die Auswahl.
Die Einnahme der oralen Formen erfolgt immer mindestens 10 Minuten vor einer Mahlzeit über
die Mundschleimhaut.
Die Homöopathie ist keine Pflanzenheilkunde. Die Arzneimittel werden zwar überwiegend
aus Pflanzen, aber ebenso aus Mineralien und Tieren sowie deren Giften und sogar aus
Krankheitskeimen gewonnen.
Vorteile und Grenzen
Homöopathika sind gut verträglich und nebenwirkungsarm. Sie sind dadurch auch gut für
Kleinkinder, werdende und stillende Mütter geeignet. Die geringen Nebenwirkungen erlauben
eine besonders gute Therapie bei chronischen Erkrankungen und bei Langzeit-anwendungen,
aber auch bei akuten Infekten, Hautproblemen und Schmerzen, vor allem wenn sie Ausdruck
eines Ungleichgewichtes im Organismus sind.
So lange körpereigene Abwehrsysteme und Regulationsmechanismen intakt sind und keine
Stoffe (z.B. Insulin bei Diabetes) ersetzt werden müssen, ist Homöopathie prinzipiell
anwendbar.
Tritt zu Beginn einer Behandlung eine "Erstverschlimmerung" auf, so ist das
als ein Zeichen der anlaufenden Heilreaktion zu sehen. Bei Fortbestand der Beschwerden
oder Verschlechterung ist jedoch immer ein Arzt zu konsultieren.
- Mag.pharm. Bibiana Kreil -